Karl Gahlings
Aus dem Vorwort (Dezember 1970)
Was ist überhaupt Mundart? Wer versteht sie noch? Das meint einmal, wer kann sie übersetzen, wer noch sprechen.
Zum Zweiten, wer sieht hinter dem gesprochenen Wort noch die ganze Problematik: Sitten, Gebräuche, Menschenschlag, ja den Niederrhein überhaupt? Spricht uns heutigen Menschen, einen Menschen, der nicht mehr die niederrheinische Ruhe kennt, die Mundart noch an? Ist Mundart die Sprache der Mutter, die zum Kinde sprach; die Sprache , die das Volk anspricht, weil sie vom Volke kommt? Ist sie nicht vielmehr Altertum, überholt, für manche sogar peinlich anzuhören, nicht standesgemäß, Ausdruck des Primitiven? Wollen wir noch heimatgebundene Lebensnähe? Ist das nicht alles Gefühlsduselei und der Versuch, die Zeit aufzuhalten und längst Überstandenes zurückzuholen? Sollten wir nur andere Sprachen und die Geschichte anderer Völker lernen oder haben auch unsere Vorfahren mit ihrer Sprache, ihren Sitten und Gebräuchen zum Kulturschaffen beigetragen?
Lange Zeit waren diese drei kleinen Gedichte von Karl Groenewald für alle vermeintlichen Plattkenner der Maßstab schlechthin. Wer in der Lage war, die Gedichte ins Deutsche zu übersetzen, hatte seine Mundartkenntnis mehr als hinreichend unter Beweis gestellt. Viele scheiterten jedoch bei dem Versuch - und ihre Zahl wurde größer Jahr um Jahr. Heute findet sich wohl kaum noch jemand, der alle Begriffe richtig zu deuten weiß. Unseren registrierten Lesern steht die richtige Übersetzung zur Verfügung