Haagse Kack
Sehr geehrte Damen und Herren, vielleicht habe ich es auf Ihrer Seite übersehen, aber unsere Mutter (Emmerich) verwendete gerne den Begriff: Haagse Kack (unsichere Schreibweise; g=ch). Darunter verstand sie einen Schönling, der durchaus gefällig im Umgang, aber mit begrenzter intellektueller Substanz einen ausgeprägten Spürsinn besitzt, wann und wo es etwas zu feiern gibt, ohne dabei natürlich Unkosten tragen zu müssen.
Mit freundlichen Grüßen
B. Melters München
Ergänzung Haagse Kack
Es ist tatsächlich “haagse” und nicht “haachse” weil in dieser Redensweise referiert wird an die niederländische Stadt Den Haag. Wo Amsterdam die Hauptstadt ist, ist Den Haag die Residenzstadt, wo Königin und Regierung samt Ministerien angesiedelt sind.
Die Stadtbevölkerung lässt sich global in drei Schichten einteilen:
Erst mal die Oberschicht, die Minister und Staatssekretäre, und die hohen Beamten, dazu noch diejenigen die mit der kolonialen Ausbeutung reich wurden.
Dann die Unterschicht, die sogenannten “Hagenezen”, die den Ruf haben grossmäulig zu sein und farbenfroh schimpfen zu können.
Schliesslich die Mittelschicht, die den Ruf hat hochnäsig zu sein. Sie möchten gerne mit der Oberschicht mitmachen, sind dafür aber nicht reich genug. Sie versuchen ständig mehr zu scheinen als sie in Wirklichkeit sind. So paradieren sie in auffälliger Kleidung jeden Sonntag an die “Scheveningse Pier” entlang, und reden mit einer affektierten Intonation. Genau das beinhaltet die Haagse Kacke: sehen und gesehen werden, sich reicher und vornehmer geben als man in Wirklichkeit ist. In den Niederlanden gibt es ein schaumig aufgeklopftes Dessert, das sinngemäss “Haagse Bluf” heisst: man denkt es ist eine ganze Menge, doch im Grunde genommen ist es nur Luft.
Selbstverständlich handelt es sich hier um grobe Stereotypierungen, aber wenn man in den Niederlanden “Haagse kak” sagt, weiss jedes Kind genau was gemeint wird.
Hans van den Bos
Kleve, den 29.07.2008